Das neue Jahr ist noch keinen ganzen Tag alt und ein Großteil der Menschheit schmiedet sicher schon eifrig Pläne für 2021. Vor einem Jahr habe ich nichts anderes getan und mir dabei viel zu hohe Ziele gesetzt. Die restlichen 365 Tage des Jahres habe ich mich fertig gemacht, weil ich sie unmöglich erreichen konnte.
Was genau an all diesen Neujahrsvorsätzen, hübschen Bildern auf meinem Vision Board und großen Zahlen in meinem Bullet-Journal falsch war, habe ich allerdings erst in den letzten Monaten begriffen. Sie sind aus der Angst heraus entstanden. Aus der Angst, zu versagen oder mein Leben zu verschwenden. Selbst wenn ich sie erreicht hätte, hätten sie mich nicht glücklich gemacht.
Und so habe ich in den letzten Wochen einige Dinge gefunden, die ich im neuen Jahr hinter mir lassen will. Dinge, die ich nur gemacht habe, weil es andere von mir erwartet haben. Dinge, zu denen mir die großen Gurus der Marketing- und Selfpublishing-Industrie geraten haben, und die mir trotz all der Erfolgsgeschichten nichts gebracht haben. Im Gegenteil, aber das ist ein Thema für einen anderen Blogpost.
Mein Studium
Dass ich mein Medienmanagement-Studium abgebrochen habe, ist längst kein Geheimnis mehr. Schon im ersten Semester hat sich abgezeichnet, dass das nichts für mich ist. Durchs zweite habe ich mich noch hindurchgequält, im dritten ein Urlaubssemester eingelegt und das 4. ganz sausen lassen. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass mein Leben ohne dieses Studium ganz anders und vielleicht sogar besser verlaufen wäre.
Warum hast du es dann studiert, Kate?, werdet ihr fragen und die Antwort ist simpel: Weil ich dachte, dass es mir irgendwann dabei helfen könnte, meine Bücher besser zu vermarkten und zu verkaufen.
Doch das, was wir im Studium gelernt haben (die Theorie zumindest) lässt sich gar nicht auf so einen Ein-Mann-Betrieb anwenden, wie das bei meinem Autorenleben der Fall wäre.
Knapp 80% der Inhalte hätte ich vermutlich nie gebraucht und damit einen Haufen Zeit verschwendet, die ich besser in das gezielte Lernen einzelner Fähigkeiten hätte stecken können. Fähigkeiten, die mich wirklich voranbringen. Coverdesign beispielsweise. Oder Online-Marketing mit Fokus auf den Buchmarkt, wie ich es in der Ausbildung zum Teil schon gelernt habe.
Mein Studium ist das größte Ding, das ich hinter mir lasse, auch wenn diese Entscheidung bei vielen Mitmenschen auf Unverständnis gestoßen ist.
Überkonsum und das Warten auf bessere Zeiten
Ich weiß nicht, wie es euch im letzten Jahr ging, aber durch den harten Lockdown und die ganzen Ausgangsbeschränkungen, hat sich mein Netflix- und YouTube-Konsum in bis dato unerreichte Höhen gesteigert. Manche Serien habe ich innerhalb von ein oder zwei Tagen durchgesuchten und habe mich kaum von der Couch runterbewegt.
Das Schlimmste daran ist, dass ich mich ganz oft gar nicht mehr daran erinnere, was ich da eigentlich geschaut habe. Weil ich nebenbei noch am Handy war und es nicht erwarten konnte, dass dieser Tag endlich vorbei ist.
Dieser letzte Gedanke, dieses ewige Warten, dass alles besser wird, war wirklich fatal. Denn durchs Warten allein, ändert sich nichts an meiner Situation. Es macht sie nur noch schlimmer, raubt mir wertvolle Zeit, die ich für sinnvollere Dinge hätte nutzen können. Fürs Schreiben, fürs Nachdenken oder um eine dieser wichtigen Fähigkeiten zu lernen.
Auch wenn es so offensichtlich klingt, habe ich wirklich Monate gebraucht, bis ich es verstanden habe. Und noch länger, bis ich aus diesem Zustand wieder einigermaßen herausgekommen bin.
Aber das Warten ist vorbei. Stattdessen nehme ich mein Schicksal jetzt selbst in die Hand, wie man so schön sagt.
Das Langschläfertum
Während meiner Ausbildung im Verlag bin ich oft schon sehr früh aufgestanden, um morgens zu schreiben, während der Rest der Welt noch schläft. In diesen ein bis zwei Stunden vor der Arbeit habe ich so unendlich viel geschafft und mich den ganzen Tag über gut gefühlt, weil ich meine Schreibziele oft noch vor dem Sonnenaufgang erreicht hatte.
Seit dem Studium und meiner “Halbselbstständigkeit” im letzten Jahr hat sich das stark verändert, auch wegen diesem Drang, Warten zu müssen auf bessere Zeiten. Je länger ich im Bett geblieben bin, umso mehr Zeit habe ich schon verplämpert und muss nicht stundenlang irgendwelchen hirnlosen Serien oder Videos gucken.
Seit knapp zwei Wochen habe ich das drastisch geändert. Statt gegen neun oder zehn stehe ich mittlerweile um 4 Uhr morgens auf. (Mit Ausnahme von gestern und heute, aber es war Silvester, da bleibt man nachts einfach länger wach und ist morgens um diese Zeit kaum ansprechbar. Da war sieben Uhr morgens vollkommen okay.)
Aber ich kann euch sagen, dass diese Entscheidung mich wirklich verändert hat. Früh morgens aufzustehen und an meinen Büchern zu arbeiten, bevor ich irgendetwas anderes mache, fühlt sich verdammt gut an. Ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen, aber es ist definitiv etwas, das ich nicht mehr missen will.
Also nicht mehr lange im Bett herumgammeln, sondern früh aufstehen (und natürlich dann auch früh ins Bett gehen).
Die Unorganisiertheit
Wer mir schon länger folgt, auf YouTube oder meinem alten Blog, der weiß, wie sehr ich das Planen und Organisieren liebe. Aber bisher habe ich immer ein bisschen ins Leere geplant, mir hohe Ziele gesetzt, ohne zu überlegen, wie genau ich diese erreichen soll.
Sprich: Ich hatte kein System. Keinen Leitfaden, an den ich mich entlang hangeln konnte.
10.000 Instagram-Follower bekommt man nicht einfach so mit sporadischen Posts hier und da, wie ich es im letzten Jahr gehandhabt habe.
Natürlich wissen wir alle, wie die Theorie funktioniert. Wir nehmen ein Foto, schreiben einen Text, klatschen ein paar Hashtags darunter und ab die Post.
Klingt erstmal leicht, oder?
Aber sobald man es in die Tat umsetzen will, kommen einen hundert Dinge dazwischen.
Und die Stimmen, dass man zu dieser und jener Uhrzeit diesen und jenen Content mit diesen und jenen Hashtags posten soll, werden immer lauter, bis man so überwältigt ist von all der Informationsflut, dass man es ganz sein lässt.
Genau so ging es mir im letzten Jahr. Ich war so fokussiert auf das Endergebnis und all die Ratschläge, die man an allen Ecken und Enden nachgeworfen bekommt, dass ich das Wesentliche aus den Augen verloren habe. Das alles einfach umzusetzen und zwar so, dass es für mich Sinn macht. Dass es plötzlich fast so leicht wird wie morgens und abends die Zähne zu putzen oder zu atmen.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass das möglich ist. Man muss diesen Prozess nur verinnerlichen, egal ob es nun das Posten auf Instagram oder das Schreiben an sich ist. Statt Chaos und hundert angefangene Projekte, möchte ich mich im neuen darauf konzentrieren. Auf Systeme, die mir in den nächsten Monaten in Fleisch und Blut übergehen, bis ich gar nicht richtig darüber nachdenken muss, weil ich genau definierte Schritte habe, die ich mit jedem Post, jedem Buch, jedem was weiß ich, ablaufe. Genau wie beim Zähneputzen. Oder Atmen.
Mein YouTube-Kanal
Mein erstes Video habe ich während meines ersten Ausbildungsjahres am 01.01.2016 gepostet. Ich bin also schon eine ganze Weile dabei und dennoch habe ich bisher keines der Ziele erreicht, die ich mir in diesem ersten Jahr gesetzt habe.
Den Kanal habe ich deswegen ins Leben gerufen, weil ich dachte, dass er mir später helfen könnte, mehr Leser zu erreichen. Dass er ein wichtiger Baustein in meiner Marketingstrategie werden würde. Und auch wenn ich über die Jahre hinweg viele tolle Leute durch diesen Kanal und meinen Videos kennengelernt habe, hat er mir nicht das erhoffte Ergebnis eingebracht. Und mich Zeit gekostet, so unendlich viel Zeit, die ich auch wieder ins Planen und Schreiben neuer (und vor allem besserer) Bücher hätte stecken können.
Mag sein, dass die großen YouTuber von ihren Videos allein leben können. Für die deutsche Buchbranche und Autorinnen wie mich ist das ein weit entfernter Traum.
Und deswegen habe ich für mich beschlossen, YouTube ruhen zu lassen. Bei der schieren Anzahl an Videos, die täglich dort hochgeladen werden, ist es furchtbar schwer, zu den richtigen Leuten durchzudringen. Nämlich denjenigen, die Bücher wie meine gerne Lesen, ja, sie sogar verschlingen. Da ist Instagram, zumindest meiner Meinung nach, das bessere Medium.
Das heißt nicht, dass ihr mich zukünftig nicht mehr in Videoform zu sehen bekommt, oder ich gar nicht mehr auf diesem Kanal posten werde. Die alten Videos bleiben erhalten, und vielleicht finde ich irgendwann wieder die Lust und den Spaß daran, YouTube-Videos zu kreieren, doch 2021 wird das eher nicht der Fall sein.
Aber wer weiß schon, was in den nächsten Monaten noch alles passiert?
Nach Trends schreiben und dem Bestseller-Status nachjagen (ohne Rücksicht auf Verluste)
Seitdem ich beschlossen habe, mit dem Schreiben mein Geld zu verdienen, und begonnen habe, mir von erfolgreichen Autoren Ratschläge zu holen, war das immer die Motivation, die meinem Schreiben zugrunde gelegen hat. Ich wollte so sehr Bestseller-Autorin sein, jenes orangefarbene Fähnchen auf Amazon bekommen oder den großen (und zugegeben ziemlich hässlichen) “Spiegel-Bestseller”-Sticker auf meinen Büchern sehen.
Mit den Büchern, die ich bis dato geschrieben habe, wäre das allerdings undenkbar gewesen. Zumindest als vollkommen neue Autorin, noch dazu so jung, wie ich damals war (16 Jahre).
Wer will schon eine zwölfbändige High Fantasy Reihe mit geschätzt 15-20 Millionen Wörtern lesen?
Also habe ich mir angeschaut, was sich gut verkauft, bin dem Ratschlag gefolgt “für den Markt” zu schreiben. Im Prinzip ist der auch gar nicht so falsch, aber nicht, wenn man sich für Ideen entscheidet, für die man nicht zu hundert Prozent brennt. Okay, 80-90 Prozent würden vermutlich auch noch reichen, aber weil ich so schnell so viel auf einmal wollte, musste ich mit weit weniger auskommen. Weniger Liebe zu den Storys, weniger Liebe zum Details, und zu wenig Zeit, um das komplette Potenzial meiner Geschichten ausnutzen zu können.
Und auch wenn ich auf all die Bücher stolz bin, die ich seit Oktober 2019 veröffentlicht habe, weiß ich genau, dass ich sie viel besser hinbekommen hätte, wenn ich nicht diesem verdammten Bestseller-Status nachgejagt wäre. Wenn ich mir mehr Zeit gelassen hätte, um die Figuren und die Welten, in denen sie sich bewegen, zu entwickeln. Mir die Zeit gelassen hätte, selbst darin zu wandeln, mich dort einzuleben, statt alles schnell, schnell und ohne Rücksicht auf Verluste niederzuschreiben. Die Sehnenscheidenentzündung, mit der ich vor ein paar Jahren extrem zu kämpfen hatte, hat sicherlich auch daraus resultiert und beeinflusst mich und meine Gesundheit noch bis heute.
Auch wenn dieser Bestseller-Status noch immer durch meinen Kopf geistert, sind mir andere Dinge mittlerweile wichtiger. Und so lasse ich auch das hinter mir, um mich in Zukunft auf die Geschichten zu konzentrieren, die mir wirklich am Herzen liegen. Zum Beispiel diese ewig lange High Fantasy Reihe, oder Bücher, die sich nicht so leicht in die gängigen und beliebten Genres einsortieren lassen.
Anmerkung: Natürlich werde ich sowohl die WITCH’S WORLD Reihe als auch die DEINE SEELE TRILOGIE beenden, lasse mir dafür aber mehr Zeit, um euch und den Charakteren das Ende zu geben, das ihr und sie verdienen.
Die Selbstständigkeit
Ganz kann ich sie natürlich nicht hinter mir lassen, will ich auch gar nicht, aber die Autorenkarriere wird im nächsten Jahr oder zumindest den kommenden Monaten etwas ruhen müssen.
Stattdessen habe ich seit Weihnachten wieder einen Vollzeit Brotjob, weil ich das Autorenleben auch finanziell nicht mehr hätte stemmen können. Da hatte ich zu Beginn der Selbstständigkeit viel zu hohe Erwartungen und die Situation völlig falsch eingeschätzt.
Aber ich will dieses nächste Jahr auch nutzen, um in Zeiten wie diesen auszuhelfen, was ich mit meinem neuen Job definitiv tue.
Wenn ich dazu meinen Traum etwas nach hinten schieben muss, ist das für mich okay. Niemand zwingt mich dazu, von jetzt auf gleich die super erfolgreiche Autorin sein zu müssen, auch wenn ich lange Zeit genau daran festgehalten habe.
Auch overnight success braucht Zeit. Manchmal ein paar Monate, oder ein paar Jahre, und mittlerweile ist das okay für mich. Seitdem mir das klar geworden ist, fällt mir das Schreiben auch viel leichter. Ich schaffe mehr, auch wenn ich durch den Job und sonstige Verpflichtungen eigentlich weniger Zeit dafür habe.
Diese sieben Dinge lasse ich hinter mir. Mit manchen habe ich schon länger abgeschlossen, bei anderen fällt es mir noch recht schwer und es werden sicher noch einige Dinge hinzukommen, aber der Anfang ist gemacht.
Im Gegensatz zu vielen anderen setze ich mir für 2021 keine 21 Ziele.
Nur ein einziges:
In allem, was ich tue, auf mich selbst zu hören, darauf, was mir guttut und mich auch auf lange Sicht gesehen glücklich macht.
Und der Rest wird sich fügen. Davon bin ich überzeugt.
Ein schönes neues Jahr wünsche ich euch und euren Lieben!
eure kate
PS: Folgt mir unbedingt auf Instagram oder tretet meinem Facebook Lesezirkel bei, um keine News zu meinen Büchern zu verpassen!
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